Mittwoch, 13. Januar 2021 23:06
WDH/ROUNDUP: Erneutes Amtsenthebungsverfahren gegen Trump eröffnet
(im 3. Absatz Bidens Vorname und Partei eingefügt)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Nach der Erstürmung des US-Kapitols durch
Anhänger von Donald Trump hat das Repräsentantenhaus ein erneutes
Amtsenthebungsverfahren gegen den abgewählten Präsidenten eröffnet.
Die Kongresskammer stimmte am Mittwoch mehrheitlich dafür, dass sich
Trump im Senat wegen "Anstiftung zum Aufruhr" verantworten muss.
Damit geht Trump in die Geschichte ein: Noch nie wurden gegen einen
US-Präsidenten gleich zwei Amtsenthebungsverfahren eröffnet.
Bei dem Votum in der Kongresskammer stimmten auch mehrere
republikanische Abgeordnete dafür, ihren Parteikollegen aus dem Amt
zu entfernen. Hintergrund ist die Erstürmung des US-Kapitols durch
Anhänger Trumps, für die der Präsident in der Impeachment-Resolution
persönlich mitverantwortlich gemacht wird.
Aufgebrachte Trump-Unterstützer waren am Mittwoch vergangener Woche
nach einer aufstachelnden Rede des Präsidenten in das Kapitol
eingedrungen. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den
Wahlsieg des Demokraten Joe Biden formell zu bestätigen. Mehrere
Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben. Der beispiellose
Gewaltausbruch im politischen Zentrum der USA löste national wie
auch im Ausland einen Schock aus.
Die Demokraten warfen Trump vor, er habe die Ausschreitungen
angezettelt, und bereiteten innerhalb weniger Tage ein
Amtsenthebungsverfahren gegen ihn vor. In der Resolution zur
Eröffnung des Verfahrens wird Trump als "eine Gefahr für die
nationale Sicherheit, die Demokratie und die Verfassung" bezeichnet.
Trump muss sich nun einem Impeachment-Verfahren im Senat stellen.
Die Entscheidung in einem Amtsenthebungsverfahren fällt immer in
dieser Kongresskammer, die bei dem Prozedere die Rolle eines
Gerichts einnimmt. Im Senat wäre eine Zweidrittelmehrheit nötig, um
Trump am Ende zu verurteilen. Dafür müssten sich zahlreiche
republikanische Senatoren auf die Seite der Demokraten schlagen. Ob
es dazu kommen könnte, ist nach jetzigem Stand unklar. Auch der
genaue Zeitplan für das weitere Prozedere ist offen.
Trump scheidet mit der Vereidigung seines demokratischen Nachfolgers
Joe Biden am 20. Januar automatisch aus dem Amt. Aller Voraussicht
nach wird eine Entscheidung in dem Amtsenthebungsverfahren erst nach
dem Ende von Trumps Amtszeit fallen.
Neben der Amtsenthebung sieht die Resolution auch vor, dass Trump
für künftige Regierungsämter gesperrt werden soll. Damit würde ihm
eine etwaige Präsidentschaftskandidatur 2024 verwehrt. Deswegen wäre
das Impeachment-Verfahren mehr als ein symbolischer Schritt.
Führende Demokraten hatten außerdem argumentiert, es sei wichtig,
ein Beispiel zu setzen, um Trumps Vorgehen zu verurteilen und damit
auch ähnlichen Verfehlungen künftiger Präsidenten vorzubeugen.
Trump hatte in seiner Amtszeit bereits zuvor ein
Amtsenthebungsverfahren über sich ergehen lassen müssen - als erst
dritter Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten. In dem
ersten Verfahren musste er sich in der sogenannten Ukraine-Affäre
wegen Machtmissbrauchs und der Behinderung von Kongressermittlungen
verantworten. Im Februar 2020 wurde er am Ende jedoch von allen
Vorwürfen freigesprochen - mit der Mehrheit seiner Republikaner in
der Kammer. Seitdem haben sich jedoch einige Parteikollegen von ihm
abgewandt. Die Krawalle am Kapitol hatten auch in den Reihen der
Republikaner große Empörung ausgelöst./jac/DP/he
AXC0410 2021-01-13/23:06
Autor: dpa-AFX
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